Grenzerfahrungen – ein Monat der politischen Bildung in der Doppelstadt Frankfurt (Oder)–Słubice

© Foto: Franz Talke

Start der Illuminierung der Stadtbrücke am 2. November 2021

Rund 40 Veranstaltungen in Frankfurt (Oder) und Słubice laden zum Mitdenken und Mitreden ein

Im November wird die Doppelstadt Frankfurt (Oder)–Słubice zu einem Ort intensiver Begegnung, kritischer Reflexion und lebendiger Diskussion. Unter dem Motto „Grenzerfahrungen“ widmet sich ein ganzer Aktionsmonat der politischen Bildung den Fragen unserer Zeit – so vielfältig wie nie zuvor. Rund 40 Veranstaltungen an 17 Orten auf beiden Seiten der Oder laden dazu ein, Demokratie zu erleben, Geschichte zu hinterfragen und gemeinsam über die Zukunft unseres gesellschaftlichen Miteinanders nachzudenken.

Bildung, Begegnung und Beteiligung

Der Monat der politischen Bildung versteht sich als Einladung an alle Generationen, sich aktiv mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. Die Veranstaltungen – von Diskussionen über Lesungen bis hin zu Workshops und Stadtführungen – widmen sich aktuellen Herausforderungen wie Desinformation, Rechtsstaatlichkeit, Erinnerungskultur und europäischer Zusammenarbeit.

„Politische Bildung stärkt demokratische Kompetenzen, fördert Teilhabe und vermittelt, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist“, betonen die Organisatoren. Sie sei parteiunabhängig, aber nicht wertneutral – sie stehe fest auf dem Fundament der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Ein besonderes Merkmal des Aktionsmonats ist der grenzüberschreitende Ansatz: Viele Formate werden gemeinsam mit polnischen Partnern umgesetzt. Damit wird die Doppelstadt einmal mehr zu einem Labor des europäischen Miteinanders, in dem unterschiedliche Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart miteinander in den Dialog treten.

Auftakt mit Dialogabend zu Ost-West-Erfahrungen

Den offiziellen Auftakt bildet am Montag, 3. November 2025, ein Dialogabend im Rathaus Frankfurt (Oder), Raum „Heilbronn“. Unter dem Titel „Grenzerfahrungen im Spannungsfeld zwischen Ost und West“ lädt das Frankfurt-Słubicer Kooperationszentrum von 17 bis 19.30 Uhr zum Austausch ein.

Moderiert vom Mehr Demokratie e.V., geht es um die Frage, wie aktuelle geopolitische Entwicklungen – vom Ukrainekrieg über die Ost-West-Debatte in Deutschland bis zum deutsch-polnischen Verhältnis – das Denken und Fühlen der Menschen prägen. Im Mittelpunkt stehen persönliche Erfahrungen, Ängste und Hoffnungen. Ziel ist ein respektvoller Dialog, der Zuhören und Verstehen in den Mittelpunkt stellt.

Zeitgeschichtlicher Auftakt: Fußballfans im Visier der Stasi

Bereits am Sonntag, 2. November, startet der Aktionsmonat mit der Eröffnung der Ausstellung „Im Objektiv der Staatsmacht. Fußballfans im Blick von Stasi und Volkspolizei“ im Stasi-Unterlagen-Archiv Frankfurt (Oder) in der Fürstenwalder Poststraße 87.

Die Schau beleuchtet, wie Sicherheitsorgane der DDR in den 1980er-Jahren Fußballfans überwachten und deren Verhalten als politisch potenziell gefährlich einstuften. Dokumente, Fotografien und Originalberichte zeigen eindrucksvoll, wie sehr selbst Freizeit und Sport Teil staatlicher Kontrolle waren.

Zur Ausstellungseröffnung wird auch Frankfurts Bürgermeister Claus Junghanns (CDU) erwartet, der die Bedeutung der Aufarbeitung politischer Repression für die demokratische Gegenwart hervorheben wird. Die Ausstellung ist bis zum 30. Dezember zu sehen.

Vielfältiges Programm in der gesamten Doppelstadt

Neben den Diskussions- und Vortragsformaten bietet der Monat zahlreiche kulturelle und interaktive Angebote:

• Workshops und Projekttage für Schulen zur Geschichte und Erinnerungskultur,
• Themen-Spaziergänge und Stadtführungen auf beiden Seiten der Oder – zu Erinnerungsorten, Stolpersteinen und historischen Schauplätzen,
• Kulturelle Formate wie ein Workshop mit den „Radikalen Töchtern“ und ein Konzert der Band „Kafvka“,
• sowie Mitmachaktionen in den Lenné Passagen mit Kickerturnier und Dialog-Sofa.

Die Teilnahme an fast allen Veranstaltungen ist kostenfrei. Einen vollständigen Überblick bietet der Programm-Flyer, der in vielen Einrichtungen der Stadt sowie online erhältlich ist.

Ein gemeinsames Projekt der Doppelstadt

Entwickelt wurde der Aktionsmonat von der Arbeitsgruppe für politisch-historische Bildung unter Leitung des Frankfurt-Słubicer Kooperationszentrums. Dutzende Institutionen und Initiativen beteiligen sich daran, darunter das Bundesarchiv – Stasi-Unterlagen-Archiv Frankfurt (Oder), die Europa-Universität Viadrina, das Collegium Polonicum, das Museum Viadrina, die VHS Frankfurt (Oder), das Kleist Forum, die Jüdische Gemeinde Frankfurt (Oder), der StadtSportBund, die RAA Demokratie und Integration Brandenburg e.V., sowie viele weitere Partnerinnen und Partner der Doppelstadt.