Kunst, Kultur & Bildung

Streitbare Kleist-Festtage 2025: Mut zum Anecken und Lust am Unerwarteten

today13. Oktober 2025 75 2 5

Hintergrund
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Ein Festival zwischen Klassik und Gegenwart: Sechs Tage voller Theater, Musik und streitbarer Themen

Mit einer musikalischen Museumsführung, einem literarischen Stadtspaziergang mit Schauspielerin Elisabeth Degen und einer überraschenden Kombination aus Kleists Liebesbriefen und deutschen Schlagern endeten am Sonntag die 35. Kleist-Festtage in Frankfurt (Oder). Schauspieler Julia von Sell und Thomas Thieme sowie Musiker Arthur Thieme sorgten im Kleist Forum und im Kleist-Museum für einen eindrucksvollen Abschluss voller Virtuosität und Humor.

„Sechs Tage lang haben wir ein großes Theaterfest gefeiert, bei dem erstmals täglich eine Uraufführung auf einer unserer Bühnen zu sehen war“, sagt Florian Vogel, Künstlerischer Leiter des Kleist Forums.

Florian Vogel, Künstlerischer Leiter des Kleist Forums in Frankfurt (Oder) im Gespräch mit der ODERWELLE.
© Foto: Jan Schirrholz Florian Vogel, Künstlerischer Leiter des Kleist Forums in Frankfurt (Oder) im Gespräch mit der ODERWELLE.

„In allen Vorstellungen war unser Theaterhaus Produzent oder Koproduzent. Wir haben mit unseren Inszenierungen überrascht und aktuelle gesellschaftliche Themen – vom Erstarken des Rechtsextremismus über sexuellen Missbrauch, Krieg, Kolonialismus und Klimawandel bis zum Einfluss der Tech-Milliardäre – behandelt und damit den Nerv der Zeit getroffen.“

Das Festival präsentierte eine bemerkenswerte Bandbreite: vom experimentellen Stück bis zur bitterbösen Komödie, von der Punk-Oper bis zur berührenden Neuinterpretation eines Klassikers, vom bildmächtigen Maskentheater bis zum Schlagerabend. „Bei dieser Festivalausgabe haben sich die Vielfalt der Bühnenformen und die Neugier unseres Publikums auf das Schönste ergänzt. Diese Neugier wollen wir auch in Zukunft füttern und Lust auf das Unerwartete machen“, betont Vogel.

Im Kleist-Museum stand die Musik im Mittelpunkt. Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke (SPD) eröffnete die neue Sonderausstellung „Zerbrochne Harmonien. Kleist und die Musik“ (bis 14. Juli 2026) mit einer musikalisch-literarischen Reise durch Kleist-Kompositionen der letzten 200 Jahre. Hinzu kam das neue Werk „den sichern Weg zu finden / ungestört. Vier Miniaturen über Heinrich von Kleist“ des Leipziger Komponisten Kilian Verburg, das speziell für die Festtage 2025 geschaffen wurde.

„Die Ausstellung, das Programm der Kleist-Festtage und darüber hinaus zeigen, dass Text, Theater, Musik und Kunst auf unseren Bühnen Hand in Hand gehen und die Beschäftigung mit Kleist besonders spannend machen“, sagt Anke Pätsch, Direktorin des Kleist-Museums. „Das Publikum wurde von dieser außergewöhnlichen Mischung angeregt. Viele Gespräche über die ‚schrägen Töne‘ und die ‚zerbrochnen Krüge‘ zeigen: Kleist und seine Themen sind streitbar, aber stets Quellen der Inspiration.“

Die 35. Kleist-Festtage haben damit einmal mehr bewiesen, dass Mut zum Experiment und Lust am Unerwarteten die besten Zutaten für ein unvergessliches Theaterfest sind.

Geschrieben von: MK

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