Schlechte Lage im brandenburgischen Handwerk

Angesichts des schwierigen konjunkturellen Umfelds verschlechtert sich auch im brandenburgischen Handwerk die Lage. Das ergab die Auswertung einer Betriebsbefragung im Februar des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) die jetzt vorgestellt wurden.

Die Handwerksbetriebe in Brandenburg erwarten für die ersten beiden Quartale des laufenden Jahres in Summe deutlich rückläufige Umsätze. Für das 1. Quartal 2024 gehen 48 Prozent von einem Umsatzrückgang im Vergleich zum 1. Quartal 2023 aus, während nur sechs Prozent einen Umsatzanstieg erwarten. Vor dem Hintergrund der hohen Preissteigerungsraten der letzten 12 Monate ist das ein alarmierendes Ergebnis.

© Foto: Matthias Kayales

Ursächlich für die schwachen Umsatzerwartungen dürfte vor allem die Entwicklung der Auftragsbestände sein. Bis zum Ende des 2. Quartals 2024 sind die Erwartungen für die Auftragsbestände deutlich negativ: 38 Prozent der brandenburgischen Handwerksbetriebe erwarten abnehmende Auftragspolster, noch 16 Prozent zunehmende. Dabei überwiegen auch hier in allen Gewerbegruppen die Pessimisten. Die Bauhaupt-, Ausbau- und die Handwerke für den gewerblichen Bedarf haben aber noch einmal deutlich negativere Erwartungen an die Entwicklung ihrer Auftragsbestände als das Gesamthandwerk.

Das schwache wirtschaftliche Umfeld führt zudem zu deutlich negativen Beschäftigungserwartungen. 22 Prozent der Betriebe im Gesamthandwerk Brandenburgs gehen von einer rückläufigen Beschäftigtenzahl bis zum Ende des 2. Quartals 2024 aus, nur drei Prozent erwarten eine Zunahme. Auch hier finden sich durchweg alle Gewerkegruppen aufseiten der Pessimisten.

Zusätzlich zum schwierigen konjunkturellen Umfeld gibt es aus Sicht der brandenburgischen Handwerksbetriebe eine ganze Reihe von Hemmnissen oder Rahmenbedingungen, die den Geschäftsbetrieb aktuell zusätzlich negativ beeinflussen. Nach Einschätzung der umfrageteilnehmenden Handwerksbetriebe wirken besonders belastend: eine hohe Steuer- und Abgabenlast (72 Prozent), hohe Energiekosten (53 Prozent) sowie die zu erfüllenden bürokratischen Dokumentations- und Nachweispflichten (46 Prozent). Die aktuellen Belastungsfaktoren werden von den Handwerksbetrieben als grundsätzliche, strukturelle Standortnachteile in Brandenburg bewertet.

Handlungsaufforderung an die Politik

Die vorliegenden Ergebnisse sind eine klare Handlungsaufforderung an die Politik. Dabei werden Steuersenkungen (57 Prozent), eine bezahlbare Energieversorgung (52 Prozent), höhere Wertschätzung für Selbstständigkeit (42 Prozent) sowie leistungsfähigere allgemeinbildende Schulen (33 Prozent) am häufigsten benannt.

Schon zu Jahresbeginn wird deutlich, dass sich unsere brandenburgischen Handwerksbetriebe in einer schwierigen Lage befinden, der Pessimismus raumgreifend ist.

Robert Wüst

Der Präsident des Brandenburgischen Handwerkskammertages Robert Wüst appelliert: „Es ist unerlässlich, dass die Politik unmittelbare und wirksame Schritte unternimmt, um das Brandenburger Handwerk zu unterstützen und zu stärken. Steuersenkungen einschließlich der Lohnnebenkosten, eine sofortige Senkung der Energiekosten sowie eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für Selbstständige sind dringend erforderlich, um die Existenzgrundlage unserer Handwerksbetriebe zu sichern und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Es darf keine Zeit mehr verloren werden – das Handwerk benötigt jetzt klare und entschlossene Unterstützung seitens der Politik.“

Der Handwerkskammertag Land Brandenburg ist ein Zusammenschluss der Handwerkskammern Cottbus, Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg und Potsdam. Er vertritt die Interessen von rund 38.400 Handwerksbetrieben und ihren mehr als 157.000 Beschäftigten, die jährlich einen Umsatz von knapp 17,9 Milliarden Euro erwirtschaften. In über 3.500 Ausbildungsbetrieben werden über 7.600 Auszubildende ausgebildet. Der Handwerkskammertag setzt sich für die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Handwerksbranche im Land Brandenburg ein und bündelt die Kräfte und Gemeinsamkeiten des Handwerks.

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