Kleist-Förderpreis geht an Autorin Sarah Calörtscher

Autorin Sarah Calörtscher

Ein poetisches Science-Fiction-Stück für die Gegenwart gewinnt in diesem Jahr den Kleist-Förderpreis. Die Antwort der Autorin auf den Ressourcenmangel auf der Erde in ihrem Werk heißt: Mars.

Der Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker geht in diesem Jahr an Sarah Calörtscher. Sie erhält die renommierte Auszeichnung für ihr Stück «Herz aus Polyester». Der Preis ist mit 7500 Euro dotiert. Insgesamt 61 deutschsprachige Stücke aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden für den 29. Förderpreis eingereicht. 

© Foto: Matthias Kayales

Das Stück fürs Theater der Schweizer Autorin spielt an der letzten Station zwischen Erde und Universum sowie im Herzen eines Algorithmus. In der Jury-Begründung heißt es unter anderem, das Werk verbinde geschickt den Fluch der Zivilisation mit der Hoffnung auf ein verbessertes Leben auf dem Mars. Mit beeindruckender Sprachgewalt gebe Calörtscher nicht nur einem abstrakten Algorithmus eine lebendige Präsenz, sondern zeige auf, welche Möglichkeiten und Ausdrucksmittel das digitale Erzählen auf der Bühne bieten könne – ohne dabei das Menschliche aus den Augen zu verlieren.

Im Stück ist für drei Erdlinge die Flucht auf den Mars letzte Hoffnung – angesichts der Tatsache, dass die Menschheit seit Längerem begonnen hat, sich in Plastik zu verwandeln. Die Prüfung ihrer Eignung geschieht durch einen Algorithmus, der in seinen Interaktionen beweist, dass er längst mehr ist als nur eine simple Rechenbox aus Nullen und Einsen – er ist zu Komplexerem fähig. Weitere Stimmen sind eine Mikroplastikteilchenband, ein auf einer Feuerkugel reitender Urzwerg und Voyager-Sonden.

Was sie häufig beschäftige, sei das Gefühl, mit einem System und Umständen nicht einverstanden zu sein und das verändern zu wollen, im Ansatz aber zu scheitern, weil es so komplex sei, beschrieb die Preisträgerin ihre Intention für das Stück. «Die Möglichkeit, sich Zukunft auszumalen und darin nach Veränderungspotential zu suchen, finde ich ganz stark im Genre Science Fiction.» 

Sarah Calörtscher wurde 1991 in Graubünden geboren. Nach einem Bachelor in Musik und Bewegung studierte sie Dramaturgie an der Züricher Hochschule der Künste. Sie arbeitet als Dramaturgin, Musikerin und Autorin. 

Die offizielle Preisverleihung findet bei den diesjährigen Kleist-Festtagen am 9. Oktober statt. Das prämierte Stück wird dann erstmals in Frankfurt (Oder) gezeigt. Die Uraufführung produziert das Deutsche Theater Berlin in Zusammenarbeit mit dem Kleist Forum. Am 27. September 2024 ist in der Box im Deutschen Theater Premiere.  

Seit 1996 vergeben die Kleist-Stadt Frankfurt (Oder), das Kleist Forum und die Dramaturgische Gesellschaft jährlich den Kleist-Förderpreis für junge Dramatikerinnen und Dramatiker. Anwärterinnen und Anwärter, die bei Einsendeschluss nicht älter als 35 Jahre alt sind, können sich mit bisher nicht uraufgeführten Theatertexten bewerben. Der Preis gilt als Wegbereiter vieler, international renommierter Autorinnen und Autoren.

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