Zweiter Fall von TATORT BÜHNE erfolgreich gelöst!

Krimiautor und Rechtsanwalt Dr. Dr. Bernd Hesse im Gespräch mit dem Autor und früheren Bankräuber Reiner Laux bei "Tatort Bühne" im Kleist Forum.

Die Bürgerbühne des Kleist Forums veranstaltete am 30. September 2023 die zweite Folge der neuen Reihe „Tatort Bühne“.

Die den Saal der Studiobühne des Kleist Forums betretenden Zuschauer sahen auf der Bühne bereits den Gastgeber, Krimiautor und Rechtsanwalt Dr. Dr. Bernd Hesse, anregend plaudernd mit dem Gast, dem Autor und früheren Bankräuber Reiner Laux. Das schon aus anderen Veranstaltungen des Gastgebers bekannte Koffergrammophon wurde mit einer Kurbel aufgezogen und die Moritat von Mackie Messer aus Brechts „Dreigroschenoper“ erfüllte den Raum. Wer dachte bei diesem Gast und der Musik nicht gleich an den weiteren Text aus dieser Oper: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“

Rainer Laux überfiel von 1985 bis 1995 dreizehn Banken und wurde wegen seiner Vorgehensweise von der Presse als „Zorro- oder Gentleman-Bankräuber“ bezeichnet. Der frühere Hausbesetzer und Student der Sozialpädagogik sah seine Taten als Kampf gegen das Establishment und spendete einen Teil der Beute an gemeinnützige Organisationen. Durch eine Denunziation des kriminellen Partners einer Ex-Freundin des damaligen Bankräubers wurde Laux der Sonderkommission als möglicher Täter bekannt. Dennoch dauerte es noch anderthalb Jahre bis er verhaftet wurde. Dies nicht, weil die Ermittlungen in dieser Zeit gravierend vorangekommen waren, sondern weil die Ermittler es nicht weiter verantworten konnten, dass er quasi unter ihren Augen weiterhin Banken überfällt. In einem ersten Indizienprozess wurde er freigesprochen, in einem zweiten Verfahren nach der Revision zum Bundesgerichtshof zu acht ein halb Jahren Haft verurteilt. Schon in der Haft kümmerte sich Laux um andere Häftlinge; eine Arbeit die er gemeinsam mit Günter Wallraff nach seiner Haftentlassung fortsetzte. So schrieb Wallraff auch das Nachwort zu Laux‘ erstes Buch „Hinter blauen Augen. Bekenntnisse eines aufrechten Bankräubers“. Aus diesem Buch las Laux während der Veranstaltung. Hesse las aus seinem aktuellen Buch „Die letzte Baustelle. Wahre Kriminalfälle“ und stellte Bezüge zu den Taten seines Gesprächspartners her. Die Buchhandlung „Ulrich von Hutten“ stellte den Büchertisch mit ausgewählten Werken beider Autoren.

Die Akteure des Abends unterhielten das Publikum mit Ernst, Witz und Charme, obwohl sie gegenseitig keine unangenehmen Fragen scheuten. In diesem Zusammenhang erfuhr das Publikum, wie der Gastgeber während seines Jurastudiums Anfang der 90er Jahre in seinem Job als Hotelportier am Berliner Stuttgarter Platz unter Anwendung von Waffen überfallen und das Haus ausgeraubt worden war; eine Szene, die sich in seinen Büchern in ähnlicher Weise wiederfindet. So lenkte er das Thema auf die Rolle der Opfer von Straftaten und konnte dem Gespräch eine ernsthafte Tiefe geben, die so auf der Bühne ihresgleichen sucht.

Der Lyriker und Journalist Henry-Martin Klemt postete in den sozialen Medien dazu: „Es war ein Abend vor vollem Haus, voller Dynamik, Spannung, interessanten Episoden und Fragen, die tiefer gehen, als eine Talkshow reicht. Die beiden Akteure hatten noch eine Schar interessierter Zuhörer um sich, bis das Haus end-end-end-endgültig seine Pforten schloss.“

Mit dieser neuen Reihe wird das Angebot des Hauses abgerundet und der Anspruch erfüllt, den vielfältigsten Spielplan in Brandenburg zu bieten. Auf die kommende Folge der Reihe darf man gespannt sein. Dem Vernehmen nach, wird im Frühjahr 2024 der Seite der Ermittlung von Straftaten die Bühne gegeben. Aktuell eröffnen sich mit dieser Reihe weitere Parallelen: Bereits der Namensgeber des Hauses hatte in der von ihm herausgegebenen Zeitung „Berliner Abendblätter“ stets Polizeiberichte abgedruckt und die Leser über die kriminellen Seite Berlins und des Umlands informiert. Eine Ausstellung zu Heinrich von Kleist als Zeitungsmacher läuft noch bis zum 25. Februar 2024 im Kleist-Museum.

WP Radio
WP Radio
OFFLINE LIVE
WP-Backgrounds Lite by InoPlugs Web Design and Juwelier Schönmann 1010 Wien