Nach Lieferanten-Pleiten: Stadtwerke stellen sich auf Neukunden ein

Pleitegegangene Stromanbieter bescheren Stadtwerken in Brandenburg derzeit regen Kundenzulauf. Neukunden werden in die Ersatzversorgung aufgenommen. Sie müssen sich teilweise auf höhere Preise einstellen.

Wenn andere Stromanbieter pleitegehen oder nicht mehr liefern, müssen in Kommunen die jeweiligen Stadtwerke als Grundversorger einspringen. Entsprechenden Zuwachs verzeichnen einige von ihnen auch in Brandenburg. Die Stadtwerke Potsdam etwa müssen Kunden der insolventen Stadtwerke Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark) aufnehmen. «Wir haben im Augenblick durch Insolvenzen von Stromanbietern einen regen Zulauf», sagt Sprecher Stefan Schulz.

Für Neukunden versuche man ständig, neue attraktive Angebote zu schnüren, die sich an den aktuellen Börsenpreisen und der Einkaufsstrategie orientierten. «Derzeit gibt es keinen Preisunterschied in der Grundversorgung zwischen Neukunden und Bestandskunden», sagt Schulz. «Für unsere Kundinnen und Kunden konnten wir bisher in den Jahren 2020 und 2021 die Preise stabil halten.» Er betont aber auch, dass bei weiteren Insolvenzen von Lieferanten differenzierte Preismodelle angeboten werden müssten.

Auch die Stadtwerke Pritzwalk (Prignitz) sind verpflichtet,  Haushaltkunden mit einer Jahresmenge von bis zu 10 000 Kilowattstunden in die Ersatzversorgung aufzunehmen. «In unserem Netz betraf das bisher nur eine sehr kleine Anzahl von Kunden. Wir gehen davon aus, dass es auch in diesem Jahr noch weitere Anbieter treffen wird», sagt Geschäftsführer Mirko Seidel. Aktuell versorgten die Stadtwerke gut 8300 Stromkunden. Seit 2020 seien die Preise konstant geblieben. Dies liege vor allem an der Beschaffungsstrategie und der 2022 gesenkten Umlage im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes.

«Aktuell ist unser Ersatzversorgungspreis an unseren Grundversorgungspreis angepasst. Somit zahlen Kunden, welche in die Ersatzversorgung fallen, keine höheren Strompreise», sagt Seidel. Begrenzt ermöglichen könne man das durch einen flexiblen Liefervertrag. Aufgrund der aktuell sehr angespannten Lage auf dem Energiemarkt sei man aber vorbereitet auf die Einführung eines separaten Ersatzversorgungstarifes mit einem Strompreis, der sich an den aktuellen Marktpreisen orientiere.

Das sind die Stadtwerke Cottbus ebenfalls, die aktuell rund 60 000 Stromkunden versorgen. «Durch Insolvenzen anderer Anbieter kamen im Dezember 2021 weit über 1000 Kunden über Nacht zu uns. Und wir rechnen mit einer weiteren Zunahme», berichtet Stadtwerkesprecherin Heike Schumann. «Für Neukunden oder Kunden mit ausgelaufenem oder gekündigtem Vertrag müssen wir inzwischen leider deutlich höhere Preise anbieten.» So richtig teuer sei es für Kunden geworden, die keinen Vertrag mit den Stadtwerken abgeschlossen hätten.

Basis für die Berechnungen seien die sehr teuren Preise am Großhandelsmarkt. «Sämtliche Strommengen, die wir für 2022 im Voraus eingekauft haben, sind bereits unter Vertrag», sagt Schumann.

Bundesweit haben viele Grundversorger, also die Energieanbieter mit den meisten Kunden in einer Region, in den vergangenen Wochen neue Tarife für Neukunden eingeführt. Anlass war die Liefereinstellung durch Energiediscounter, wodurch viele ehemalige Kunden in die Ersatzversorgung durch den örtlichen Grundversorger fielen. Diese sind verpflichtet, die Kunden bei Wegfall des bisherigen Lieferanten zunächst weiter mit Strom und Gas zu versorgen. Die zusätzlichen Mengen an Energie müssen Versorger nach Angaben des Branchenverbandes BDEW kurzfristig extrem teuer einkaufen. Um Bestandskunden zu schützen, wurden häufig neue Tarife für die neuen Kunden geschaffen.

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