Rechtes Treffen in Villa – Anwohner gegen Rechtsextremismus

Die Adlon Villa im Potsdamer Stadtteil Neu Fahrland.

Nach dem Treffen radikaler Rechter in einer Villa im Potsdamer Stadtteil Neu Fahrland will sich der Ort nicht in Misskredit bringen lassen, sondern für Toleranz und gegen Rechtsextremismus eintreten. «Es war immer ein beschaulicher Ort, wo man sich gut erholen und spazieren gehen konnte und man das Gefühl hatte, hier ist die Welt noch in Ordnung», sagte Ortsvorsteherin Carmen Klockow am Donnerstagabend bei einer Bürgerversammlung in Neu Fahrland, wo im Gästehaus am Lehnitzsee das Treffen stattfand. «Dass hier in unserer Mitte gewissermaßen so eine Keimzelle möglicherweise gewesen sein soll, das macht uns schon fassungslos.»

Klockow (Freie Wähler) hatte zu der Bürgerversammlung eingeladen, nachdem das Gästehaus am Lehnitzsse – eine bekannte historische Villa in dem Potsdamer Ortsteil – international in die Schlagzeilen geriet. Sogar in Frankreich und Italien spreche man heute von Neu Fahrland, aber nicht darüber, dass es ein wunderschöner Ort sei, sondern dass hier «die alte Nazizeit» wieder auferstehe, sagte Klockow. In den vergangenen zwei Wochen sei der Ort in Misskredit geraten.

Das Adlon Gästehaus am Potsdamer Lehnitzsse
© Foto: Johannes Klemt Das Adlon Gästehaus am Potsdamer Lehnitzsse

Klockow, die seit 2011 Ortsvorsteherin ist, will sich gemeinsam mit den anderen Bürgern aktiv für Toleranz, Menschlichkeit und eine lebendige Demokratie engagieren, wie sie schilderte. Sie kündigte weitere Runden zum Austausch mit den Anwohnern an.

«Am Ende des Tages sind wir alle gefordert, Haltung zu zeigen», sagte einer von rund 80 Besuchern der Bürgerversammlung. «Nazis haben in Neu Fahrland keinen Platz», hieß es von einem anderen Anwohner aus Neu Fahrland im Norden der brandenburgischen Landeshauptstadt.

Das Medienhaus Correctiv hatte ein Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam öffentlich gemacht, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten. Der österreichische Rechtsextremist Martin Sellner hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über «Remigration» gesprochen. Wenn Rechtsextremisten diesen Begriff verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang. Diese Debatten in rechten Kreisen waren Auslöser für eine Welle bundesweiter Protestdemonstrationen.

© 91.7 ODERWELLE mit Material von dpa

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