Vor Großdemo der Landwirte: Traktoren rollen nach Berlin

Archiv: Protestierende Bauern auf der Straße.

Am Montag soll es im Regierungsviertel beim Finale der Bauernproteste noch einmal laut werden. Tausende Teilnehmer werden erwartet. Viele Landwirte sind schon in Berlin und Brandenburg mit Traktoren unterwegs – und kreativ bei Übernachtungsmöglichkeiten.

Vor der geplanten Großkundgebung der Landwirte an diesem Montag haben sich am Wochenende bereits zahlreiche Bauern mit ihren Traktoren in Berlin positioniert. Landwirte waren mit ihren Fahrzeugen am Sonntag in Berlin und Brandenburg unterwegs. Auf rund einem halben Dutzend Routen wollen sie am Montag von mehreren Seiten ins Zentrum der Hauptstadt auf der Straße des 17. Juni zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor zusammenkommen.

Bereits am Samstag hatte die Polizei die Straße des 17. Juni zwischen dem großen Stern und dem Brandenburger Tor gesperrt, ebenso die Ebertstraße zwischen Scheidemannstraße und Behrenstraße. Auf der Straße des 17. Juni in Berlin-Mitte zählte die Polizei am Sonntagnachmittag rund 240 Traktoren, 50 Lastwagen und Dutzende weitere Fahrzeuge. Etwa 850 Menschen waren demnach im Bereich der Straße des 17. Juni unterwegs. Schon am Freitagabend waren erste Landwirte eingetroffen.

Bauern bereits auf dem Weg nach Berlin

Aus Brandenburg machten sich am Sonntag zahlreiche Landwirte mit ihren Traktoren auf den Weg. Aus Nordbrandenburg rollten vereinzelt Traktoren in Richtung Hauptstadt. Auch aus dem Norden und Süden fuhren Bauern über Bundesstraßen Richtung Hauptstadt. Die Mehrheit der Landwirte wird sich laut Polizei am frühen Montagmorgen auf den Weg machen. Die Polizei rechnet dann verstärkt mit Verkehrsbeeinträchtigungen auf Land- und Bundesstraßen. Neben den Traktoren werden Busse und Lkws erwartet, die zur Kundgebung anreisen. Auch Spediteure und Handwerker unterstützen den Protest.

Übernachtung im Bauwagen oder im Traktor

Unter den Bauern, die bereits nach Berlin gefahren sind, ist auch Landwirt Christoph Schulz aus Atterwasch im Landkreis Spree-Neiße. Er führt als Geflügelhalter einen Mehrgenerationenhof. «Wir schlafen im Bauwagen wie Teenager oder in Traktoren», berichtete der 38-Jährige. Für ihn hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei seinem Besuch in Cottbus zur Einweihung des neuen ICE-Instandhaltungswerks der Deutschen Bahn die Gelegenheit verpasst, zu den demonstrierenden Bauern zu sprechen. Scholz hatte sich stattdessen mit dem Brandenburger Landesbauernpräsidenten getroffen.

«Wir bleiben beharrlich, die Subventionskürzungen müssen komplett zurückgenommen werden. Bei den Landwirten hat sich so viel Unmut angestaut, dass die Proteste jetzt immer größer werden», sagte Schulz. Der Mittelstand keuche unter der Ampelpolitik. «Es war noch nie so schlimm wie jetzt, weil wir Inflation und Energiekrise haben. Das treibt Kosten hoch, die Kaufkraft schwindet.»

Polizei rechnet mit erheblichen Störungen im Straßenverkehr

Der Bauernverband und seine Landesorganisationen haben für Montag zur Großdemonstration aufgerufen. Tausende Teilnehmer aus ganz Deutschland werden erwartet. Die Kundgebung gilt als Höhepunkt der Protestwelle der Landwirte in den vergangenen Tagen. Autofahrer in der Region brauchen dann viel Geduld. «Durch die sternförmige Anfahrt, der nahezu zeitgleichen Abfahrt an den fünf Sammelpunkten sowie der Vielzahl von Fahrzeugen, ist mit erheblichen Störungen des Straßenverkehrs im gesamten Stadtgebiet zu rechnen», hatte die Berliner Polizei vorab mitgeteilt.

Rund 5000 Traktoren und Landmaschinen sollen aus dem gesamten Bundesgebiet zur Kundgebung unterwegs sein, wie die Polizei mitgeteilt hatte. Zudem seien rund 10 000 Menschen angemeldet worden. «Insbesondere die nach Berlin hineinführenden Bundes- und Landstraßen werden stark frequentiert sein.» Aber auch bei der Abreise am Nachmittag wird mit Verkehrsstörungen gerechnet.

Die Proteste der Landwirte richten sich gegen geplante Subventionskürzungen der Bundesregierung. Innerhalb von drei Jahren soll die Steuerbegünstigung für Agrardiesel abgeschafft werden. Dass die Ampelkoalition einen Teil ihrer Kürzungspläne zurückgenommen hat, reicht den Landwirten nicht.

© 91.7 ODERWELLE mit Material von dpa

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