Vor Schuljahresbeginn fehlen in Brandenburg noch 500 Lehrkräfte

Im neuen Schuljahr soll in Brandenburg zwar der notwendige Unterricht laufen, aber wegen des Lehrermangels werden manche Angebote fehlen. Denn kurz vor Beginn des neuen Schuljahres fehlen immer noch Hunderte Lehrkräfte.

Das Brandenburger Bildungsministerium hat für das kommende Schuljahr weniger Lehrkräfte neu gewonnen als benötigt. Insgesamt seien 1380 ausgebildete Pädagogen und Seiteneinsteiger unbefristet eingestellt worden, teilte das Bildungsministerium am Donnerstag mit. Damit seien rund 460 Vollzeitstellen noch nicht besetzt. Daher seien unter Berücksichtigung der Teilzeitquote noch knapp 500 Stellen an den Schulen ausgeschrieben.

«Dennoch wird an allen Schulen die Stundentafel und damit der Kernunterricht sichergestellt», betonte Bildungsminister Steffen Freiberg. Wenn an einer Schule Lehrer fehlten, könnte es aber passieren, dass zusätzlicher Unterricht etwa im Ganztagsangebot oder bei den Wahlpflichtfächern bis zu einer Neueinstellung zurückgestellt werde oder Lerngruppen gemeinsam unterrichtet werden müssten. «Dabei kann auch die Obergrenze der Schülerzahl überschritten werden, um den Unterricht zu gewährleisten», erklärte der Minister.

Das Schuljahr 2023/24 beginnt am Montag. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler wächst im kommenden Schuljahr um 8000 auf 318 000. Darunter sind rund 25 000 Erstklässler, die am kommenden Samstag ihre Einschulungsfeiern erleben.

Der Lehrkräftemangel erstrecke sich inzwischen auf alle Schulformen und Fächer, berichtete die zuständige Abteilungsleiterin im Ministerium, Regina Schäfer. Besonders problematisch sei derzeit die Situation an den Oberschulen im Bereich Frankfurt (Oder).

Die Neueinstellung von Lehrkräften werde aber im laufenden Schuljahr fortgesetzt, sagte Freiberg. «Wir stellen ausgebildete Lehrkräfte jederzeit ein», betonte er.

Nach den Berechnungen des Bildungsministeriums wäre angesichts zahlreicher Pensionierungen und wachsender Schülerzahlen mit Tausenden Schülern aus der Ukraine die Neueinstellung von mindestens 1900 Lehrkräften notwendig gewesen. Unter den Neueinstellungen seien 490 Seiteneinsteiger, berichtete das Ministerium. Damit steigt deren Anteil bei den insgesamt 21 600 Lehrkräften auf 18 Prozent, nach gut 15 Prozent im Vorjahr.

Freiberg wollte angesichts des Lehrermangels ältere Lehrkräfte dafür gewinnen, bei einer reduzierten Zahl der Unterrichtsstunden später in Rente zu gehen. Da sich dafür aber im ersten Anlauf zu wenige Lehrkräfte interessierten, wurde das Projekt auf kommendes Jahr verschoben.

Eine Anhebung der Unterrichtsverpflichtung um eine Stunde wie in Sachsen-Anhalt lehnte der Minister ab. «Das verpflichtend anzuordnen, ist nicht mein Weg, denn diese Stunde fehlt dann ja bei den anderen Aufgaben der Lehrer», meinte er.

Dem widersprach der Bildungsexperte der mitregierenden CDU-Fraktion im Landtag, Gordon Hoffmann. Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft seien, müsse man diskutieren, die Wochenarbeitszeit der Lehrer zeitlich begrenzt um eine Stunde anzuheben, forderte er. Diese Mehrarbeit müsse bezahlt oder auf einem Arbeitszeitkonto zum späteren Ausgleich vermerkt werden, sagte Hoffmann: «Die eine Stunde Mehrarbeit entspricht in Summe der Einstellung von 800 zusätzlichen Lehrern. Damit wären wir durch die Tür.»

Die oppositionelle Linke-Fraktion im Landtag forderte weitere Maßnahmen: So müssten Schulen mit besonders großem Lehrermangel und vielen Schülern mit Förderbedarf durch multiprofessionelle Teams mit Sozialarbeitern und Therapeuten unterstützt werden, sagte deren bildungspolitische Sprecherin Kathrin Dannenberg. Dafür sollten unbesetzte Lehrerstellen umgewidmet werden. Außerdem sollten ältere Lehrer mit Teilzeitangeboten länger in den Schulen gehalten werden. Die Linke will dazu im September im Landtag eine Initiative starten.

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