Impfstoff fehlt – Ministerin: Könnten deutlich mehr impfen

Archiv: Brandenburgs Sozialministerin Ursula Nonnemacher (B'90/Grüne) im Gespräch mit der Oderwelle.

In Brandenburg wollen sich mehr Menschen gegen das Coronavirus impfen lassen. Impfstellen werden eingerichtet – was fehlt ist der Impfstoff. Vor allem jüngere Menschen haben das Nachsehen.

Das Impftempo in Brandenburg nimmt an Fahrt auf, die Zahl der Impfwilligen steigt – doch der Impfstoff fehlt. Die Entwicklung bei den Impfzahlen ist laut Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) erfreulich. «Wir sehen aber leider bei vielen Impfaktionen, dass mehr Interessierte geimpft werden könnten, wenn vor Ort mehr Impfstoff vorhanden wäre», sagte sie am Freitag. Der Bund müsse mehr Impfstoffdosen insbesondere von Biontech/Pfizer zur Verfügung stellen. Die aktuelle Rationierung dieses Impfstoffes sei ein «echtes Problem für das Impftempo», so Nonnemacher.

Der mangelnde Impfstoff sorgt auch für Unmut in den Landkreisen. «Eine Impfstelle ohne Impfstoff ist natürlich etwas, was nur Frust erzeugt (…)», sagte der Vorsitzende des Landkreistages, Wolfgang Blasig (SPD), am Freitag gegenüber dem rbb. Er sei ratlos, wie es so weit kommen konnte. Die Verteilung laufe über Großlager, die seien so gut wie leer. Das liege wahrscheinlich auch an falscher Logistik, kritisierte er in Richtung Bund.

Seinen Angaben zufolge solle in der nächsten Woche eine Reserve von 160 000 Impfdosen angelegt sein, die bei Bedarf auf die jeweiligen Impfstellen verteilt werden kann. Ziel sei bis zum Jahresende noch 600 000 Impfungen durchzuführen, so Blasig.

Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer werden jedoch vermutlich auch in den Folgewochen nur kontingentiert zu erhalten sein, erklärte Ministeriumssprecher Gabriel Hesse. Über 142 000 Impfungen gegen das Coronavirus wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in den vergangenen sieben Tagen verabreicht. Die Impfangebote werden derzeit landesweit weiter ausgebaut. Vom Impfstoff von Moderna stünden ausreichend Impfstoffmengen bereit, erklärte Nonnemacher.

Der Brandenburger Hartmann-Bund kritisierte die Verteilung durch den Bund und die Rationierung des Impfstoffs. «Vor allem geht es jetzt um Schnelligkeit und um die, die noch nicht geimpft sind», sagte der Vorsitzende Hanjo Pohle der dpa. Die Inzidenzen bei den jüngeren Menschen seien derzeit viel höher als bei den Älteren, warnte der Mediziner. Sie müssten jetzt geimpft werden, dafür werde aber der Impfstoff von Biontech gebraucht. Mit Moderna sind nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko) Impfungen bei Menschen erst ab 30 möglich.

Die Zahl der Corona-Infektionen an Brandenburger Schulen sank indes leicht. In dieser Kalenderwoche seien 5935 Schülerinnen und Schüler positiv auf Covid-19 getestet worden, teilte das Bildungsministerium am Freitag nach dem Stand von Donnerstag mit. Das waren knapp 250 weniger als in der Vorwoche. Insgesamt 12 639 Schüler sind in Quarantäne, in der Vorwoche waren es gut 2000 mehr.

Die Impfangebote im Land werden weiter hochgefahren. Am Freitag öffnete die kreisfreie Stadt Frankfurt (Oder) ein städtisches Impfzentrum auf dem Messegelände. Bereits am Mittwoch (01.12.) nahm der Landkreis Teltow-Fläming das Impfzentrum Luckenwalde in der Fläminghalle in Betrieb, der Kreis Dahme-Spreewald eine überregionale Impfstelle am ehemaligen Flughafen Schönefeld.

In Brandenburg sind derzeit 62,4 Prozent vollständig geimpft. Das Land liegt damit im Bundesvergleich auf dem vorletzten Rang. In der Altersgruppe 12 bis 17 Jahre sind 34,3 Prozent vollständig geimpft, in der Altersgruppe 18 bis 59 Jahre sind es 65,6 Prozent, in der Altersgruppe ab 60 Jahre 81,8 Prozent. Rund 320 000 Menschen haben den Daten zufolge bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten.

Unterdessen ist die Sieben-Tage-Inzidenz neuer Corona-Infektionen nach zwei Tagen wieder leicht gestiegen. Der Wert neuer Ansteckungen je 100 000 Einwohner in einer Woche lag am Freitag nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei 670,9. Er war zwei Tage hintereinander auf 655 am Donnerstag gesunken. Die Inzidenz ist derzeit die vierthöchste im Vergleich mit den anderen Bundesländern.

Auch der Anteil der belegten Intensivbetten mit Covid-19-Patienten in den Brandenburger Krankenhäusern steigt weiter. Mit Stand vom Donnerstag waren 23,8 Prozent belegt nach 23,1 Prozent am Vortag. Der Warnwert der Warnampel von 20 Prozent ist hierbei seit Dienstag überschritten.

Innerhalb eines Tages kamen 4241 neue bestätigte Corona-Infektionen hinzu. Das ist zwar ein Höchstwert, allerdings hatten die Hotspots Elbe-Elster und Oberspreewald-Lausitz zuvor für einen Tag keine neuen Daten gemeldet. Deshalb war die Zahl neuer Fälle dort am Freitag überdurchschnittlich hoch.

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