Fischsterben: Das sagt das Brandenburgische Umweltamt

Archiv: Fischsterben in der Oder im August 2022.

Auf Anfrage der Oderwelle hat das Brandenburger Landesamt für Umwelt bestätigt, dass es von polnischer Seite her keine Meldung über die Verschmutzung der Oder gab, obwohl es genau für diesen Fall einen Alarm-, Melde-, und Havarieplan der Internationalen Kommission zum Schutz der Oder gegen Verunreinigung (IKSO) gibt.

Auch die zuständige regionale Leitstelle in Frankfurt (Oder) hat keine Meldung aus Polen erreicht. Erst aufgrund der Pressemeldungen konnte das LfU auf die polnische Seite zugehen. Erste konkrete Hinweise auf eine Umweltverschmutzung kamen über das Landeslabor Berlin–Brandenburg (LLBB) am Dienstag, gegen 9:30 Uhr. Ein Schiffsführer hatte sich beim LLBB gemeldet und über das Fischsterben berichtet. Daraufhin hat das Umweltministerium eine offizielle Meldung an den Verteiler laut Warn- und Alarmplan der IKSO abgesetzt. Eine Bestätigung der Meldung durch die polnische Seite erfolgte bisher noch nicht. Auch das Innenministerium hat sich an die Internationale Hauptwarnzentrale in Breslau gewandt und bislang keine Rückmeldung aus Polen erhalten.

© Foto: Matthias Kayales Auch vor der Insel Zigenwerder in Frankfurt (Oder) verenden Fische

Parallel hat die Wasserschutzpolizei des Landes Brandenburg Proben entnommen und läßt diese derzeit analysieren. Man ist sich im Labor durchaus über die Dringlichkeit bewußt, allerdings ist die Untersuchungsdauer abhängig von den untersuchten Parameter. Einige Informationen werden zeitnah erwartet (Anionen, Nährstoffe, Sauerstoffbedarf), gerade die hier besonders relevante Organik erfordert längere Untersuchungszyklen, so das LfU gegenüber der Oderwelle.

Einen Gesamtüberblick über die verendeten Fische in Polen und Deutschland gibt es laut LfU noch nicht. Berichte von Augenzeugen lassen auf mehrere Tonnen toter Fische schließen.

Verendete Fische am Ufer der Oder
© Foto: Matthias Kayales Verendete Fische am Ufer der Oder

Das LfU empfiehlt, so lange unklar ist, welche Stoffe zum Fischsterben geführt haben, auf jeden Fall nicht in der Oder zu baden, keinen Fisch aus der Oder zu verzehren und Haus- und Weidetieren der Zugang zum Wasser zu verwehren.

Fischsterben inmitten unserer Europäischen Doppelstadt
© Foto: Matthias Kayales Fischsterben inmitten unserer Europäischen Doppelstadt

Ein Angelverbot von Seiten des Umweltamtes gibt es bisher nicht, da das Landesamt nur Empfehlungen aussprechen kann.

Die Polizeidirektion Potsdam, das Landeskriminalamt, die integrierte Leitstelle der Feuerwehr in Frankfurt Oder, der Landkreis Märkisch-Oderland sowie die Stadt Frankfurt und das LfU stehen im engen Austausch. Das LfU wird Erkenntnisse über die stoffliche Belastung der Oder über die vorgesehenen Meldewege des Internationalen Warn- und Alarmplan für die Oder (IWAPO) allen Anrainern bekannt geben.

Potenziell könnte auch belastetes Wasser durch Schleusungsvorgänge von der Oder in den Oder-Spree-Kanal gelangen. Das Wasser- und Schifffahrtsamt ist aber in die Meldekette zur Bundeswasserstraße Oder eingebunden, so Thomas Frey Referent vom Landesamt für Umwelt (LfU) gegenüber der Oderwelle.

Was mit den toten Fischen am Ufer der Oder passiert und wer für die Beseitigung zuständig ist – ob Stadt, Land oder Bund, konnte uns bisher niemand konkret sagen. Fakt ist, die Fliegen sind schon da, es stinkt und andere Tiere verspeisen die Fische teilsweise bereits.


Update (11.08.22-06:00)

Unterdessen warnt Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke auf seinem Instagram-Account davor, eigenständig tote Fische aufzusammeln: „So nachvollziehbar und gut gemeint dieser Gedanke ist, bitten wir zunächst dringend, davon Abstand zu nehmen“.

Rätselhaftes Fischsterben in der Oder
© Foto: Christian Budschigk Rätselhaftes Fischsterben in der Oder
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