Grüne und FDP vorne bei neuen Mitgliedern – Linke und AfD verlieren

Die Bündnisgrünen und die Liberalen haben in Brandenburg im vergangenen Bundestagswahljahr erneut den höchsten Gewinn neuer Mitglieder verzeichnet. Die Linken und die AfD mussten hingegen nicht nur beim Wahlergebnis Verluste hinnehmen.

Die Brandenburger Grünen und die FDP waren im Bundestagswahljahr 2021 die großen Gewinner – zumindest, was den Zuwachs an neuen Mitgliedern betrifft. Dagegen blieben SPD und CDU mit leichten Einbußen in etwa stabil. Einen deutlichen Rückgang der Mitgliederzahl erlebten dagegen die märkischen Landesverbände von AfD und Linke.

Insgesamt 2603 Brandenburger hatten am 1. Januar 2022 ein grünes Parteibuch. Gegenüber dem Vorjahresstand ein Zuwachs von 459 Mitgliedern oder 21,4 Prozent. Auffällig sei dabei eine massive Eintrittswelle in den Wochen nach der Vorstellung von Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin gewesen, berichtete Parteisprecher Michael Mangold. «In diesen Wochen traten mehr Menschen den Brandenburger Bündnisgrünen bei als im gesamten Kalenderjahr 2020», sagte er. Die Grünen verzeichnen bereits seit 2017, als die Landespartei gut 1000 Mitglieder hatte, einen stetigen Aufwärtstrend.

Unter den neu eingetretenen Mitgliedern seien zunehmend Frauen und jüngere Menschen, freute sich Mangold. Der Anteil der Frauen sei von 40,4 Prozent Anfang 2019 auf 43,1 Prozent gestiegen. Im selben Zeitraum sank der Altersdurchschnitt von 51,5 Jahren auf 47,7 Jahre.

Weit höher liegt der Altersdurchschnitt bei der Partei Die Linke mit aktuell 65,7 Jahren. Die Partei habe im vergangenen Jahr 437 Mitglieder durch Tod oder Austritt verloren, berichtete Landesgeschäftsführer Stefan Wollenberg.

Anfang 2019 hatte die Landespartei noch 5801 Mitglieder, ein Jahr später waren es nur noch 5527. Im vergangenen Jahr sank die Gesamtzahl der Mitglieder um 252 unter die 5000er-Grenze auf 4978. Denn die Linke Brandenburg konnte im vergangenen Jahr auch 172 neue Mitglieder begrüßen, darunter 134 jüngere Menschen in der Altersgruppe bis 40 Jahre. Dadurch sei der Altersdurchschnitt der Mitglieder schon etwas gesunken, sagte Wollenberg. Etwa ein Drittel der Neueintritte sei unmittelbar in den Wochen nach der Bundestagswahl erfolgt, berichtete der Landesgeschäftsführer. «Ich freue mich, dass gerade jetzt nach der Bundestagswahl viele Menschen sagen: Die Linke wird gebraucht – und dafür will ich mich jetzt auch persönlich engagieren», meinte Wollenberg.

Auch die AfD verzeichnete im vergangenen Jahr einen deutlichen Rückgang bei der Mitgliederzahl um 176 auf 1404. Dies liege vorrangig daran, dass sich der Landesverband vergangenes Jahr von Mitgliedern getrennt habe, die ihren Beitrag nicht gezahlt hätten, erklärte Landesgeschäftsführer Thomas Postel. Ansonsten sei die Mitgliederanzahl stabil. Auch 2021 hatte der AfD-Landesverband einen Verlust von 46 Mitgliedern mit mangelnder Zahlungsmoral begründet.

Die Brandenburger FDP, die nicht im Landtag vertreten ist, berichtete wie die Grünen von einem deutlichen Aufwärtstrend: Von 337 Eintritten im vergangenen Jahr habe es 168 in den Monaten um und nach der Bundestagswahl von September bis Dezember gegeben, berichtete Generalsekretär Jeff Staudacher. So gab es im vergangenen Jahr deutlich mehr Eintritte als 2020 mit 90 und 2019 mit 129 neuen Mitgliedern. Ende des Jahres hatte die Landespartei 1574 Mitglieder. Zum Ende des Vorjahres waren es erst 1336.

Mit 6027 Mitgliedern zum 31. Dezember 2021 blieb die SPD die mitgliederstärkste Partei im Land, auch wenn es gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt einen Verlust von 53 Mitgliedern gab. Generalsekretär David Kolesnyk sprach von einer insgesamt stabilen Entwicklung. «Die Zahl der Eintritte entspricht in etwa der Zahl der Austritte, einschließlich der Verstorbenen», sagte Kolesnyk. Wegen der Corona-Beschränkungen habe es nur wenige Veranstaltungen und direkte Kontakte mit Bürgern gegeben.

Einen leichten Verlust musste auch die CDU im Bundestagswahljahr verkraften: Die Zahl der Mitglieder sank um 56 auf 5571. Die Niederlage der Union bei der Wahl habe aber interessanterweise zu einem Schub geführt, sagte Generalsekretär Gordon Hoffmann. «Bemerkenswert ist, dass wir seit der Bundestagswahl mehr als 150 neue Mitglieder aufgenommen haben», berichtete Hoffmann. «Das ist deutlich mehr als üblich und zeigt, dass viele Menschen sich in der CDU Brandenburg engagieren und den Neuanfang nach der verlorenen Bundestagswahl mitgestalten wollen.»

Etwas dazu gewonnen haben die Freien Wähler in Brandenburg: Aktuell zählen sie 851 Mitglieder, 12 mehr als Anfang 2021. Im vergangenen Jahr seien 4 Wählergruppen dazu gekommen, sagte Péter Vida, Vorsitzender von BVB/Freie Wähler. Der Anstieg habe aber weniger mit der Bundestagswahl als mit laufenden Volksbegehren zu tun.

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