Studie: Oderausbau und Regulierung wirkt sich auf Fischbestand aus

Ausbauarbeiten auf polnischer Seite der Oder bei Frankfurt.

Einst versorgte der Fischmarkt Wriezen ganz Berlin und lieferte Fische bis ins Rheinland und nach Italien. Daten einer Studie belegen die Auswirkungen jahrhundertelangen menschlichen Eingreifens in den Fluss und machen den Oderausbau einmal mehr zum Thema.

Das jahrhundertelange menschliche Einwirken und die Regulierung der Oder hat auch Auswirkungen auf den Bestand von Fischarten. Das belegen Ergebnisse einer Studie am Potsdamer Institut für Binnenfischerei e.V.(IfB), die nun der Öffentlichkeit zugänglich ist, wie das Umweltministerium am Mittwoch mitteilte. Die Studie liefere Daten sowohl für die Bewertung von Folgen des geplanten Ausbaus, als auch für die Beeinträchtigung und zukünftige Entwicklung der Fischbestände nach dem Fisch- und Muschelsterben vom August 2022, hieß es von den Wissenschaftlern.

«Von 51 historisch nachgewiesenen einheimischen Fischarten sind heute noch 42 Arten im deutschen Oder-Einzugsgebiet präsent (…)», erklärte IfB-Direktor Uwe Brämick zur Analyse. Bei den typischen Fließgewässer- und Aue-Arten zeigten sich jedoch deutliche ökologische Defizite. Die Studie hat seit 2021 historische und aktuelle Fischdaten an der Oder erfasst. Sie ist nach Angaben der Forscher und des Umweltressorts eine weitere wesentliche Grundlage unter anderem für eine Bewertung des weiteren Oder-Ausbaus.

Im Sommer 2022 war es in der Oder zu einem großen Fischsterben gekommen. Fachleute gehen davon aus, dass hoher Salzgehalt, Niedrigwasser, hohe Temperaturen und das Gift einer Algenart wesentliche Ursachen für das Fischsterben waren. Laut wissenschaftlichen Analysen fehlten rund ein Jahr nach der Umweltkatastrophe mehr als die Hälfte der Fische.

Das Fischsterben hatte zu Verstimmungen im Verhältnis zwischen Deutschland und Polen geführt. Polen pocht zudem weiter auf einen Ausbau der Oder, Deutschland will einen Stopp.

Die Veränderungen am und im Fluss hatten nach Angaben der Wissenschaftler erheblichen Einfluss auf ökologisch sensible und zugleich fischereilich wertvolle Wanderfischarten wie den Stör, Neunaugen oder Lachs sowie auf Aue-Arten wie Hecht und Quappe. Seit einigen Jahren wird versucht, den Ostseestör in der Oder wieder anzusiedeln. Und auch um das Leben von Ostsee-Schnäpel, Lachs, Meerforelle, Zährte, Barbe, Quappe und Aal wird nach Angaben der Akteure seit Jahren auf deutscher und polnischer Seite gekämpft.

Für Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel dokumentiert die Studie den ökologischen Wert, den die Stromlandschaft der Oder nach wie vor habe. «Sie verdeutlicht – auch im Rückblick auf die Oder-Katastrophe von 2022 – zugleich, wie wichtig es ist, die natürliche Widerstandskraft des Stromes und seiner Auen zu stärken», erklärte Vogel. «Deshalb müssen auch die aktuellen Ausbaupläne für diesen bedeutenden Lebensraum auf den Prüfstand gestellt werden.»

Die Daten haben das IGB Berlin, Oderfischer und der Nationalpark Unteres Odertal zusammengestellt. Das Umweltministerium hat mit etwa 100 000 Euro aus der Fischereiabgabe die Analyse unterstützt.

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