Zoff um Gender-Stern im Landtag – AfD will Verbot an Schulen und Unis

Sternchen, Doppelpunkt, Unterstrich – sie dienen dazu, die Geschlechter gerechter abzubilden, sorgen aber auch für hitzige Diskussionen. Der Brandenburger Landtag hat ebenfalls darüber gesprochen – mit einem deutlichen Ergebnis.

Die Brandenburger AfD-Landtagsfraktion ist mit der Forderung nach einem Verbot von Gender-Sonderzeichen an Schulen und Universitäten wie Sternchen, Unterstrich und Doppelpunkt für mehr Geschlechtergerechtigkeit gescheitert. Denn ein Verbot ist gar nicht nötig: «Für Schule, Verwaltung und Rechtspflege gilt das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung – und dieses sieht die Sonderzeichen nicht vor», sagte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Donnerstag im Landtag in Potsdam. «Aus dieser Klarheit ist schon ganz logisch, nichts verbieten müssen, was gar nicht erlaubt ist.»

Die AfD-Fraktion fordert, den Gebrauch sämtlicher Sonderzeichen zu untersagen, auch die mündliche Form – und die Verwendung der weiblichen Form mündlich und schriftlich. «Beim Gendern geht es nicht um die Gleichberechtigung von Mann und Frau, sondern es geht um die Auflösung des Geschlechts», sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Dennis Hohloch. Der AfD-Abgeordnete Lars Schieske sprach von «Gender-Unfug», der unlesbar, unaussprechbar und unverständlich sei.

Ernst, die auch amtierende Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK) ist, warb für eine geschlechterbewusste Sprache. «Das empfiehlt der Rat für deutsche Rechtschreibung, das empfiehlt auch die KMK.»

© Foto: Landtag Brandenburg

SPD, CDU, Grüne und Linke lehnten den AfD-Antrag ab, die Freien Wähler enthielten sich. Die stellvertretende Vorsitzende des Landtags-Bildungsausschusses, Katja Poschmann (SPD), sagte, der Landtag sei gar nicht die Instanz für die Normierung der Sprache. Und: «Der vorliegende Antrag schüttet lediglich Öl ins Feuer.»

Der CDU-Politiker Gordon Hoffmann wies die Darstellung der AfD zurück, dass das CDU-geführte Kultusministerium in Sachsen und das CDU-Bildungsministerin in Schleswig-Holstein Verbote gegen Sonderzeichen verhängt hätten. In beiden Ländern sei auf das geltende Regelwerk hingewiesen worden, das die Sonderzeichen nicht enthält. Die Grünen-Abgeordnete Sahra Damus warb für eine einheitliche Lösung und sagte, das Sternchen passe gut zur Geschlechtervielfalt.

Die Linke-Abgeordnete Kathrin Dannenberg verwies darauf, dass sich die Sprache entwickle. «Durch eine geschlechtergerechte Sprache erzeugen wir eine angemessene gedankliche Repräsentation von Frauen.» Der Fraktionschef der Freien Wähler, Péter Vida, wandte sich gegen Bevormundung und forderte einheitliche Rechtschreibstandards.

Der Rat für deutsche Rechtschreibung hatte im März bekräftigt, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden solle. Das könne nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung gelöst werden. Deshalb empfahl der Rat zu diesem Zeitpunkt nicht, Gender-Stern, Unterstrich und Doppelpunkt ins amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung aufzunehmen.

Die AfD berief sich bei ihrem Antrag auch auf eine Umfrage von Infratest dimap für die «Welt am Sonntag» vom Mai, nach der in Deutschland 65 Prozent der Bevölkerung nichts von einer stärkeren Berücksichtigung unterschiedlicher Geschlechter in der Sprache halten. Sie lehnten Formulierungen wie «Zuhörende» statt «Zuhörer» und die Nutzung des großen Binnen-I («WählerInnen») in der Schriftsprache ebenso ab wie eine Kunstpause vor der zweiten Worthälfte («Pendler_innen») in der gesprochenen Sprache.

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